Jahr

2024

Typ

Mehrfachbeauftragung, 5 Büros

Auftraggeber

privat

Status

1.Preis, Kooperation mit Alexander Poetzsch Architekturen, Dresden

„Neue Ideen brauchen alte Gebäude.“

Jane Jacobs

Altes Zeitdokument der Gustav Barthel Werke

Die Umgebung des Entwurfsgebiets ist geschichtlich durch die dominanten industriellen Gebäudekomplexe des späten 19. Und frühen 20. Jahrhunderts geprägt, die vorrangig in geschlossener Bauweise mit markanten Höhen das Ortsbild definieren. Es gibt außerdem einige gründerzeitliche Wohngebäude unterschiedlicher Maßstäblichkeit. Wohngebäude der Nachkriegszeit und der DDR sind in direkter Nachbarschaft ebenso zu finden wie zeitgenössische Nachverdichtungsprojekte. Dieses heterogene Umfeld erzeugt spannende räumliche Übergänge, verlangt aber auch nach einer identitätsstiftenden Setzung und einem sensiblen Umgang in Bezug auf Körnung und Geschossigkeit.

Die Setzung gruppiert punktförmige Bauvolumen um einen mittigen Freiraum. Bezüge zur ortstypischen Bautypologie des Mehrfamilienpunkthaus werden aufgegriffen und fortgeschrieben. Typologische Variation erzeugt einen großen und einen kleineren Haustyp. Nach Südosten erfolgt der Abschluss mit zwei Reihenhauszeilen. Durch das Durchlüftungspotential der freistehenden Baukörper wird das Quartiers- und Stadtklima positiv beeinträchtigt. Alle Gebäude haben eine ähnliche Höhe von 4 Vollgeschossen, teilweise plus Staffelgeschoss. Dadurch wird die strukturelle Klarheit auch in der Höhenentwicklung fortgesetzt und macht das Quartier für sich lesbar.

Quartierseingang Zinnwalder Straße

Querschnitt

Der Wohnhof mit der grünen Mitte ist nahezu unversiegelt. Bestehende Gehölze werden weitestgehend erhalten. Der „Hof der Ideen“ bereichert die ansässigen Gewerbeflächen und bietet freiräumliche Angebote für Pausen und für kreativen Austausch. An den Zugängen des Quartiers und den Übergängen von einem Hof zum anderen finden sich kommunikative Nutzungen wie gemeinschaftliche Hochbeete, landschaftliche Treppen mit Sitzmöglichkeiten oder sportliche Nebenanlagen.

Blick in den Wohnhof vom Grünen Band kommend

Der Bestandsbau soll in seiner körperhaften Präsenz und strukturellen Rauhheit weiter als solcher erkennbar bleiben. Entsprechend sollen neu hinzugefügte Elemente wie zB. die Grünen Regale ablesbar werden. Durch eine zurückgenommene Farbpalette der mineralischen Oberflächen im Bestand entsteht ein spannungsvolles Zusammenwirken zwischen alten und neuen Elementen. Raumbildende und identitätsstiftende Teile wie zB. das alte Vordach an der Zinnwalder Straße werden erhalten und bieten auch in Zukunft Schutz vor Witterung. Neue Elemente, wie das Vordach am neuen Haupteingang zum Gewerbehaus orientieren sich an der industriellen Ästhetik des Bestands und schreiben diese fort.
Die Neubauten tragen ihren strukturellen Habitus nach Aussen und erzeugen durch die vielschichtige Fassade und die gegliederten Volumen interessante und mehrdeutig lesbare Geometrien innerhalb des Quartiers. Gestalterische Bezüge zum industriell geprägten Umfeld sind gewollt. Die warme und homogene Farbgebung erzeugt eine wohnliche Atmosphäre und eine eigenständige gestalterische Haltung innerhalb des Umfelds. Umlaufende Balkone bieten aneignungsfähige Flächen für die Bewohner und tragen durch die individuelle Bespielbarkeit gewollt zu einer belebten Fassade bei.

Regelgeschoss